Bilder: Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen
Um mit Handwerksunternehmen, die den Schritt auf internationale Märkte erfolgreich
gewagt haben, ins Gespräch zu kommen, führt Handwerk ohne Grenzen gemeinsam
mit den niedersächsischen Handwerkskammern seine „Exporttour“ durch Niedersach-
sen durch. Die inzwischen vierte Etappe ging am 10. Mai durch den Bezirk der Hand-
werkskammer Hildesheim-Südniedersachsen. Zu den 18 Gästen zählten Landtagsab-
geordnete sowie Vertreter und Vertreterinnen des Niedersächsischen Wirtschaftsmi-
nisteriums, aus Wirtschaftsförderung und Handwerksorganisation.
Erste Station war die Weisig Maschinenbau GmbH in Alfeld mit 65 Beschäftigten. Das
von drei Brüdern geführte Familienunternehmen steht auf drei Standbeinen – Bauwa-
gen, Spritzmaschinen für den Straßenbau und Container. Diese sind nicht nur im eu-
ropäischen Markt gefragt. Wichtige Kunden finden sich im Mittleren Osten und Nordaf-
rika. Die Zusammenarbeit mit befreundeten Firmen vor Ort erweist sich hierbei als
unerlässlich. „Kunden im Iran schätzen einen arabisch sprechenden Gesprächspart-
ner“, hat Geschäftsführer Sigurd Weisig erlebt. Ebenso haben sich Messen als Türöff-
ner im internationalen Geschäft erwiesen. Allerdings haben es kleine international
ausgerichtete Unternehmen in strukturschwachen Regionen schwer, wenn der Infra-
strukturausbau nicht vorangetrieben wird. „Wünschenswert wäre auch ein sorgsame-
rer Einsatz von Sonderstatistiken, für deren Bearbeitung viel Zeit aufgewandt werden
muss“, fügt Weisig an.
Die OPITZ Maschinentechnik GmbH in Kalefeld – zweite Station der Exporttour – ist
mit seinen 33 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen auf automatisierte Verpackungstechnik
für Handel und Industrie spezialisiert. Mit ihrer Produkt-Innovation „Verpackungsauto-
mat für Volumenreduzierung“ könnte im Paketversand das Volumen der verpackten
Produkte und somit die Versandkosten um 30 % reduziert werden. „Wir sind zudem
die Einzigen weltweit, die die Nassklebetechnik beherrschen“, berichtet Günther Opitz.
Die Innovationen zogen eine immer stärkere Internationalisierung nach sich. Während
zuvor gelegentlich eine Anlage nach Österreich oder in die Schweiz verkauft wurde,
kommen nun die Anfragen aus aller Welt. Exportiert wird nach Belgien, in die Nieder-
lande, nach Frankreich, Polen und Großbritannien. Die Pflege der Maschinen erfolgt
per Fernwartung von Kalefeld aus. „Dies verändert natürlich auch die Anforderungen
an die Belegschaft. Die Korrespondenz wird auf Englisch geführt und das Montage-
team muss für Arbeitseinsätze im Ausland begeistert werden“, meint Günther Opitz.
Dritter Halt war bei der KUHLMANN Werkzeugmaschinen + Service GmbH in Bad Lauterberg. Das Unternehmen, das im vergangenen Jahr sein 100-jähriges Jubiläum feierte, ist Spezialist im Präzisions-Maschinenbau. Bereits 1928 wurden Zeichenmaschinen für den weltweiten Markt gefertigt. In Russland ist „Kulman“ sogar als Begriff für Zeichenmaschine in den Sprachgebrauch übergegangen. Seitdem wurden 6.000 Graviermaschinen und 8.000 Stichelschleifmaschinen produziert. Das 12-köpfige Team entwickelt maßgeschneiderte Maschinenbau-Lösungen für Kunden aus nahezu allen Branchen, so z.B. für die Uhrenindustrie, die Herstellung von Briefmarken, die Münzgravur. Kürzlich lieferte KUHLMANN 27 Maschinen an einen Kunden in Brasilien, wo sie für die Herstellung von Flipflops zum Einsatz kommen. Abnehmer finden sich zudem in ganz Europa sowie in Russland, China, Südafrika etc. Der Exportanteil liegt bei 70 Prozent. Ausschlaggebend für den internationalen Erfolg ist neben dem hohen Genauigkeitsbereich der Maschinen die Realisierung individueller Kundenwünsche – innovativ, schnell und flexibel. „Hierzu gehören auch Telefongespräche um Mitternacht mit Kunden in Übersee“, schmunzelt Geschäftsführer Dominic Michna.
Michael Koch, Hauptgeschäftsführer der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsen, zeigte sich begeistert von der Innovationskraft und Internationalität der drei Handwerksbetriebe. Sein Fazit: „Auch kleine und mittlere Unternehmen können Weltmarktführer sein. Dies ist das Resultat der guten Ausbildung in Deutschland, der Qualität der Arbeit und der Flexibilität.“
Hannover, 11. Mai 2017